Der Reithausplatz

Bereits 1715 hat Eberhard Ludwig den Bau eines Marstalls und einer bedeckten Reithalle befohlen.  Dieses Marstallreithaus und der Reithausstall prägten lange Zeit den zentralen Platz nordwestlich vom Marktplatz.

Rund um den Platz gab es bereits kurz nach der Stadtgründung viele Handwerker und Bauernhäuser. Berichtet wird von verschiedenen Brunnen und Quellen; so von einer Kellerquelle im Guthschen Haus (1718). Der Reithausbrunnen wurde mit dem Abwasser des Markt und Lindenbrunnens gespeist und der Brunnentrog bis heute mehrmals auf dem Platz versetzt.

Das Niederschlagswasser wurde ab 1789 der städt. Hauptdohle zugeführt; 1881 wurde ein Plan zur Erneuerung des Reithausplatzes erstellt aber nicht ausgeführt. 1892 wird in einem Leserbrief beklagt, dass schädliches Abwasser wie Gülle und Spülicht etc über den Platz läuft, und die Gefahr der Eisglätte auf  der Steilstrecke besteht, die nicht einmal eine gepflasterte Rinne hatte. Aber erst nach einer anonymen Spende von 10000 Mark für die geplanten Bäume wurde der Plan umgesetzt.  Kommentar „so dürfte auch dieser Stadtteil zu den besser hergerichteten zählen“.

Im 20. Jahrhundert diente ein Teil des Reithausplatzes 1920 (wird von 13 a berichtet) als Stammholzlagerplatz des Sägewerks Haas. 1926 betrug die Gebühr 10Pfennig / Tag pro Ar. Bis 1957 spielten und kletterten hier Kinder verbotener Weise..

Überhaupt bot der kastaniengesäumte Reithausplatz viel interessantes, mal machte eine  Postkutsche Station, ich erinnere mich auch an die Ausstellung eines Wals.

Aber stets waren die Pferde im Reithausstall und in der Reithalle zusehen. Als Kinder beobachteten wir die Reiter und die Übungsstunden der Voltegiergruppe. Sonntags klapperten die Hufeisen über das Pflaster, und im Herbst begleiteten Waldhornbläser die beginnenden Hubertus- oder Fuchsjagden. 1971  verlies der Reit und Fahrverein das Reithaus und zog auf das Gelände am Monrepos.

16.7.1969 erfolgte der Beschluss des Gemeinderats ein großes Einkaufszentrum auf dem Gelände des Marstalls und Reithauses zu bauen um die Wohnqualität anzuheben.

Ein Koloss ungeahnten Ausmaßes entsteht, der Reithausplatz wird in den Bau einbezogen und die Rechtwinkligkeit hergestellt. Wohl keines der Bauwerke der Stadt ist so umstritten wie der Marstall. Der „Marstall“ wurde 1975 mit niveauvollen Geschäften und vielen modernen Wohnungen eingeweiht.

Die Buchhandlung Das Schwarze Schaf und die Brauerei Roßknecht kommen an den Reithausplatz. Das Eckhaus Kirchstraße wird 1993/94 durch einen Neubau mit 600m² Verkaufs- und Büroflächen ersetzt.

Ab 2000 wechselten häufig die Anbieter im Marstall, die Schaufenster wurden nicht mehr dekoriert, Brunnen und Fassade wurden zur Verrichtung der Notdurft missbraucht; der Marstall wird als „Schandfleck aus den70er Jahren bezeichnet, und der Platz verliert seine Aufenthaltsqualität.

2001 berichtet die LKZ vom Reithausplatz als Aufenthaltsort von Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen und anderen. Der Platz ist etwas abgelegen, aber verspricht Teilhabe am Leben und der Weg zum Alkohol ist nah.

2004 feiert die Stadt 300 Jahre Schloss Ludwigsburg mit „ Ein Festtag in der Unteren Stadt“; die Alte Schmiede wird als Museum eingeweiht.

Im Anschluss daran findet sich eine  Bürgerinitiative, die zur Belebung des Viertels beitragen möchte; daraus entsteht das „Fest der Alten Schmiede“. Zum 1. Fest (2009) wurde die alte Dampfmaschine vom Sägewerk Haas als Kartoffeldämpfe auf dem Reithausplatz aufgefahren.

Ein Biergarten wird eröffnet.

Damit der Reithausplatz wieder bessere Zeiten erlebt, wurden von 2013-2015 das Marstallgebäude, der Platz und der Biergarten  neu gestaltet.

 

Ruth Miekley