Wohnen und Arbeiten im Park

Am 20.6.2018 hielten der Schlossverwalter Stefan Hurst und der Förster Axel Armbruster in der Reihe: „ Stadtwerden – und was daraus geworden ist“ einen Vortrag zu ‚Wohnen und Arbeiten im Park’. Für Stefan Hurst ist der Favoritepark  Wohnort, für Axel Armbruster jedoch der Arbeitsplatz.

Zunächst berichtete Stefan Hurst von seinen Erfahrungen. Das Forsthaus im Favoritepark, das in der ersten Etage ca. 120 m² Wohnraum bietet, war ursprünglich das Haus des Fasanenmeisters. Es wurde um 1710 erstellt und diese Baulichkeit diente ursprünglich zur Pflege des Wildes und zur Aufzucht von Goldfasanen und Feldhühnern. Das Haus mit der Adresse ‚Favoritepark 2’ ist ein Putzbau mit verbrettertem  Fachwerk im Obergeschoss , zu dem Komplex gehörten weitere Ökonomiegebäude. Als Stefan Hurst einzog, wohnte dort bereits ein Ehepaar. Nachdem er, der im Jahr 2013 den Job des Schlossverwalters annahm, keine geeignete Wohnung gefunden hatte, versuchte er es bei der Landesimmobilienverwaltung und siehe da: ihm wurde die Wohnung in der ersten Etage des idyllisch gelegenen Forsthauses angeboten.

Zwar hat er hier, anders als etwa in einem Hochhaus, nur wenige Nachbarn, dafür muss man aber, wie er sagt, Tiere mögen. Ab und zu verirren sich Vögel in die Wohnung und in der näheren Umgebung trifft man häufig Frösche oder Feldmäuse . Außerdem gibt es die  zahlreichen Mufflons, die während der Brunstzeit einen ziemlichen Krach veranstalten, wenn sie mit ihren dicken Hörnern aufeinander krachen. Einmal wurde er auch von einem Buntspecht geweckt, der an der Holzverkleidung der Fassade hämmerte. Dass  es eine Vielfalt von Insekten gibt, versteht sich von selbst. Man lebt im Forsthaus zwar mitten in der Natur und in der Stille, doch wird diese von ca. 300.000 Besuchern im Jahr beeinträchtigt, die auch manchmal in ihrer Verzweiflung an der Haustür klingeln, wenn sie dringend auf eine Toilette müssen. Auch der Weg zur Mülltonne ist extrem lang, er beträgt ca. 800 m. Besucher müssen an den Haupteingängen abgeholt werden, wenn sie nach Schließung des Parkes zu Besuch kommen wollen. Sehr oft wurde Stefan Hurst auch für den Förster gehalten und auf vermeintlich tote Tiere hingewiesen, die dann aber doch nur vor sich hin dösten, wie sich herausstellte. Trotz all dieser Einschränkungen bemerkte Stefan Hurst abschließend: „Ich wohne zentral und sehr privilegiert.“

Der Förster Axel Armbruster betreut den Favoritepark seit 1994, seine weiteren Reviere sind, neben dem Salonwald, in Bietigheim und Oberstenfeld. Ihm ist es als Förster sehr wichtig, dass das Forsthaus tatsächlich bewohnt ist. So sei immer jemand in der Nähe, falls einmal etwas passiert. Gefahren drohen in dem sonst so friedlichen Favoritepark im seltensten Fall von den Tieren. Abseits der Wege könne es richtig gefährlich werden, denn viele der Bäume, über 1000 an der Zahl, sind schon ca. 300 Jahre alt und ihre Äste können immer wieder einmal brechen. Deshalb ist es wichtig, dass die Besucher die Wege einhalten. Abgebrochenes Totholz bleibt im Park liegen, um so Lebensraum für andere Tiere zu bilden. Vor den putzigen Eichhörnchen warnt er auch, die mitunter bissig sein können. Armbruster schätzt den Bestand an Wildtieren auf etwa 100. Diese sind sich im Laufe des Jahres mehr oder weniger selbst überlassen, das Damwild wurde 1810 von Friedrich I angesiedelt, die Mufflons dagegen wurden dem Park erst vor etwa 60 Jahren geschenkt. Inzwischen müssen sie gejagt werden, pro Jahr werden zwischen 15 und 20 Tiere erledigt, damit der Park nicht überbevölkert wird. Ihr Wasser beziehen die Tiere aus drei verschiedenen künstlichen Wasserstellen. Die Zuleitungen müssen etwa alle 50 Jahre ausgetauscht werden, da es keinen natürlichen Zufluss gibt. Bäume würden regelmäßig gepflanzt, bis zu zehn Stück pro Jahr, es sind zumeist Eichen, Linden oder Rosskastanien. Die Pflege eines solchen Geländes ist, wie Armbruster betonte, eine Generationenaufgabe.